Wade? Prüde! Knöchel? Gesetzt! Und Mini? Schlampe natürlich!
„Judgement“ heißt ein Bild, das momentan um die Welt geht: Es soll die Vorurteile widerspiegeln, die Frauen bei der Wahl ihrer Rocklänge entgegengebracht werden – und trifft dabei scheinbar den Nerv unserer Gesellschaft.
Der Schnappschuss geht um die Welt
Geknipst hat’s die 18-jährige Grafikdesign und Illustrations-Studentin Rosea Lake aus Vancouver. Das aus einem Schul-Projekt entstandene Foto von der bekritzelten Beinrückseite ihrer Freundin Ali Mackenzie ist mittlerweile zu einem echten Internet-Hit avanciert und auf Lake’s Tumblr-Seite bereits mehr als 280.000 mal geliked und weitergebloggt worden.
Frauen von überall her, aus der Türkei oder Bosnien, haben ihr per E-Mail geschrieben, wie gut das Foto bei ihnen ankam, Vergewaltigungsopfer haben sich bei Rosea Lake für ihre Offenheit bedankt.
Rock-Debatte: Mittelalterlich?
Der Schnappschuss wurde in der Huffington Post, sowie in der Daily Mail abgedruckt und hat in diversen Online-Foren lebhafte Diskussionen angeheizt. Ein User auf Facebook fragt: „Was wäre dann ein bodenlanges Kleid? Elegant?“ Ein anderer Kommentar: „Genau, lasst uns die Frauen verurteilen wie im 16. Jahrhundert. Abstoßend!“
Die junge Künstlerin polarisiert. Sie selbst sagt, seit dem Projekt sei sie offener in ihren Ansichten geworden.
Wie sie überhaupt auf die Idee gekommen ist? „Ich wohne in einer rauen Nachbarschaft und habe mich schon oft gefragt, ob meine Outfits zu verbalen Belästigung oder sexuellen Übergriffen führen könnten.“ Deshalb auch die Markierung „Asking for it“, kurz über („provocative“) – laut Lake ihre Antwort auf sexuelle Gewalt.
Mädels in Schuluniformen sind „vorlaut“
Stellt sich die Frage: Nehmen wir Mädels mit kurzen Röcken wirklich anders wahr als zugeknöpfte Frauen mit knielangen Kleidern?
Ich schau mir die Abstufungen mal genauer an… Zwischen Knie und Wade wirkt altbacken? Ja, macht Sinn! Der Bleistiftrock einer Sekretärin wäre demnach also „angemessen“, okay. Ein Stück kürzer würde allerdings schon heißen, dass besagte Bürokraft mit ihrem Chef „flirtet“. Und Mädchen in Schuluniformen, die sollen demnach schon „unverschämt“, „vorlaut“, „frech“ sein? Wie steht’s mit Ballett-Tänzerinnen, Stewardessen, Schotten?
OK, die Botschaft ist klar: Kleider machen Leute. Daran hat sich seit Gottfried Keller 1874 das gleichnamige Buch geschrieben hat nichts geändert und wird es wohl auch nie.
Was der Schnitt über kurz oder lang so aussagt, liegt allerdings an uns. Ganz egal, für welche Saumlänge ihr euch entscheidet: Wichtig ist doch nur, sich auch mal zu hinterfragen, wie schnell man Leute eigentlich abstempelt, ohne hinter die Fassade zu blicken.
Es sei denn natürlich, sie trägt weiße Kunstlederstiefel zum mikrokurzen Leo-Rock!
Hier meine kleine Shopspiration für euch:
Mini:
Midi:
Maxi: