INTERVIEW: DEUTSCHE WERTARBEIT UND DOLCE VITA
Das Label Riani steht für italienische Eleganz, kommt aber aus dem Schwabenland. Genauer gesagt aus Schorndorf. Geschäftsführerin Martina Cruse über die Fashion Week-Vorbereitung, deutsche Tugenden und die perfekte Passform. Außerdem verrät sie uns, in welche Richtung das Trend-Barometer bald ausschlägt…
Die wichtigste Modewoche des Jahres rückt immer näher. Wie riesig ist die Aufregung so kurz vor der Show?
Die Aufregung vor der Show ist schon da – besonders weil es unsere erste Show auf der Mercedes Benz Fashion Week ist. Aber unser komplettes Designteam und die Leute, die daran mitarbeiten, sind noch recht gelassen.
Wie viele Leute werden denn zu einer Show zugelassen?
In dem Zelt kann man 600 Plätze besetzen und wir sind momentan komplett überbucht. Wir hätten noch ein paar Hundert mehr Leute unterbringen können, das Interesse ist sehr, sehr groß!
Und für wen ist die erste Reihe reserviert?
Für Schauspieler zum Beispiel. Wir erwarten zwischen 40 und 50 prominente Gäste, viele Blogger und Chefredakteure von wichtigen Modetiteln.
NACH DER SHOW IST VOR DER SHOW
Wie lange im Vorhinein wird eine Show geplant?
Schon so ca. 7 Monate.
Was, so lange?
Ja. Sobald die eine Show zu Ende ist, muss man die nächste fast schon wieder vorbereiten. Nach der Show ist vor der Show!
Woran liegt das?
Das liegt daran, dass das Programm im Modebusiness das ganze Jahr über durchläuft. Wir haben ja nicht, wie das früher mal üblich war, eine Frühjahr-/Sommer und Herbst-/Winter-Saison, sondern wir liefern jeden Monat neue Ware aus – sprich 12 Kollektionen. Somit beschäftigt sich unser Designteam durchgehend mit neuen Ideen.
Wie viele Leute sind an solch einer Planung beteiligt?
Es geht ja nicht nur um das Design, sondern auch um Marketing, PR und Organisation – die komplette Maschinerie. Ich würde sagen, da sind ungefähr 30 Leute involviert.
Was passiert spontan, was hingegen muss lange im Vorhinein geplant werden?
Wir geben uns natürlich große Mühe, vorher alles so exakt wie möglich zu planen. Was man aber zum Beispiel nicht planen kann: Dass Leute spontan nicht kommen können, weil sie krank werden oder es aufgrund von Verkehrswidrigkeiten nicht schaffen… Dann muss man manchmal vielleicht noch in der letzten Sekunde Plätze umverteilen und sehen, dass trotzdem alle Gäste noch gute Laune behalten.
CASTINGS WIE BEI HEIDI KLUM
Apropos Spontanität… Wie lange im Voraus suchen Sie eigentlich Ihre Models aus?
Einen bestimmten Typen haben wir zwar schon länger vorher im Kopf, aber die Models suchen wir letztendlich erst zwei, drei Tage vor der Show aus.
Wie viele Mädchen kommen in die engere Auswahl?
Vor Ort schauen wir uns ca. 160 Models an und dann werden insgesamt 26 Mädchen ausgesucht.
Kann man sich das vorstellen wie ein Casting bei GNTM?
Ja. Die Models müssen ein paar Sachen aus der Show Kollektion anprobieren und Probelaufen – im Prinzip wirklich so, wie man das aus dem Fernsehen von Castingshows kennt.
Wie wird das Styling in ihrer Show aussehen?
Unser Motto lautet: „Put a little bit of Audrey in your life“. Haare und Make-up gehen also in Richtung Audrey Hepburn: Streng hochgesteckte Haare, nicht zu auffälliges Make-up. Wichtig ist die schöne Augenbetonung.
Riani kommt ja aus dem Schwabenland, die Mode wird aber oft als italienische Eleganz beschrieben. Woran liegt das?
Die meisten unserer Stoffe kommen aus Italien. Wir haben eine große Affinität zu italienischen Handwerksbetrieben, zu den alten Webereien und Ausrüstungsbetrieben. Bei uns vereinigt sich praktisch diese italienische Leichtigkeit mit der deutschen, schwäbischen Wertarbeit.
Welche deutschen Tugenden sind wichtig, um Erfolg zu haben?
In erster Linie Verlässlichkeit und Beständigkeit. Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass sie bei uns zu jeder Jahreszeit die passenden Kleidungsstücke finden – ob sie nun im Alltag einkaufen gehen oder etwas für einen bestimmten Anlass suchen.
Hat man es als deutsches Mode-Unternehmen schwerer als italienische oder französische Labels?
Das glaube ich nicht. Es gibt natürlich immer mal wieder Tendenzen und dann sind mal die Italiener vorne oder die Franzosen. Aber wir stehen zu unserem deutschen und besonders zu unserem schwäbischen Standort.
SHIFTKLEIDER ZU BASEBALLJACKEN
Die Trends, die auf den Catwalks der Hauptstadt gezeigt werden, erreichen früher oder später ja auch Kleinstädte wie Schorndorf. Welche Farben sind in ihrer Kollektion dominierend?
Kornblumenblau zum Beispiel. Das mixen wir mit Vichy-Karo’s.
Stilbruch also.
Stilbruch ist ein großes Thema. Es gibt mehrere Richtungen, eine davon ist „Breakfast at Tiffany’s trifft auf Baseballelemente“. Wir spielen mit Gegensätzen, die sich in einem Outfit vereinen, aber trotzdem harmonisch rüber kommen.
Also ist die Mode von Riani auch im Alltag tragbar?
Auf jeden Fall. Man sieht nicht so verkleidet aus, nicht so gewollt. Außerdem ist Riani nicht nur tragbar in Modelgrößen. Wir gestehen den Frauen Kurven zu – und bei uns kann bis Größe 46 eingekauft werden.
Welche Trends erwarten uns denn bald, wenn wir von der neuen Riani Kollektion ausgehen?
Unsere Kollektion dreht sich um grafische Blockstreifen, Tüll und Pailletten. Aber auch schwarz-weiße Streifen mit Blumen gemixt oder A-Linien Kleider mit Schleifchen.
Was sollte eine Fashionista demnach für die kommende Saison beherzigen?
Mit Femininen und Maskulinen Kontrasten zu spielen oder sportlich mit schick zu kombinieren und zum Beispiel Shiftkleider oder enge Lederröcke mit Baseballjacken zu kombinieren.
Und zuletzt: Ihre goldene Stilregel?
Die Passform ist extrem wichtig. Ich kann allen Frauen mitgeben, Kleidung auf keinen Fall zu knapp oder eng zu kaufen. Die ein oder andere Frau denkt, das macht sie schlanker, doch in Wirklichkeit ist es genau umgekehrt – also immer auf eine gewisse Lässigkeit achten!
Vielen Dank für das Interview!
Foto: Riani